Harmlose Alltagsfotos von Kindern anzufertigen und über Soziale Medien zu verbreiten ist für viele Kinder, Jugendliche und Eltern normal. Ermittlungsbehörden und Kinderschutz-Organisationen sowie auch Datenschützer haben von je her vor den Risiken gewarnt und geraten keine Kinderfotos zu teilen.
Zu Recht, wie eine umfangreiche -unter hohen juristischen und technischen Standards- durchgeführte Recherche des ARD-Politikmagazins "Panorama" und des investigativen Reportageformats "STRG_F" (NDR für funk) ergeben hat. Demnach stehlen die Täter massenhaft Aufnahmen aus privaten Social-Media-Profilen, um sie anschließend in Foren hochzuladen, in denen auch Fotos getauscht werden, die schweren Kindesmissbrauch zeigen.
Aufgedeckt wurde, dass auf einer der größten illegalen Foto-Plattformen für Pädosexuelle mindestens jedes vierte Bild ursprünglich von Facebook oder Instagram stammt. Beide Dienste speichern in den sogenannten Metadaten einer jeden Bilddatei einen eindeutigen Hinweis auf die Herkunft der Bilder. Dieser Hinweis bleibt bestehen, wenn das Bild an anderer Stelle unverändert hochgeladen wird. In vielen Foren fanden sich auch Anhaltspunkte auf YouTube, TikTok und WhatsApp als Quelle der gestohlenen Bilder.
Auch in einschlägigen Kinderpornografie-Foren im sogenannten Darknet entdeckte das Recherche-Team zahlreiche Alltagsbilder von Kindern. Die Reporterinnen und Reporter konnten in mehreren Fällen deutscher Kinder identifizieren, deren Aufnahmen ursprünglich von Instagram oder YouTube stammten. Darunter ein Video, das zwei Jungen beim harmlosen Versteckspiel zeigt, welches mit obszönen Kommentaren versehen war. Die jeweils betroffenen Eltern wurden mit den Rechercheergebnissen konfrontiert und zeigten sich erschüttert und löschten teilweise ihre Social-Media-Profile.
Nach den Recherchen von Panorama helfen Eltern und Jugendliche mit ihren zahlreichen „harmlosen“ Aufnahmen den Pädosexuellen damit, wenn auch unfreiwillig, dabei, an neue Missbrauchsfotos zu kommen: Die Reporter haben herausgefunden, dass wer als User neue Bilder in den Kinderpornografie-Foren postet, zum Beispiel, nachdem er sie in sozialen Netzwerken geklaut hat, mehr Anerkennung und mehr Bilder von anderen Usern erhält. In den Foren wird nicht mit Geld, sondern mit Fotos und Videos gezahlt.
Wenn Eltern und Jugendliche vermeintlich harmlose Fotos im Internet posten, dann machen sie es den Tätern oft sehr einfach, diese für ihre Zwecke zu nutzen, wie die Reporter aufgedeckt haben. Einmal im Netz sind sie dort für immer verfügbar.
Panorama entdeckte auch einige Fälle, in denen Bilder sogar von Social Media-Profilen kopiert wurden, die gar nicht öffentlich einsehbar sind.
Fazit
Der sicherste Schutz für Kinder und Jugendliche ist -unabhängig vom Datenschutz- gar keine Bilder offen ins Netz zu stellen.
Wir fordern deshalb die Verantwortlichen kirchlicher Einrichtungen nochmals auf, das Veröffentlichen von Personenfotos zu unterlassen, um die Persönlichkeitsrechte und Sicherheitsinteressen von Kindern und Jugendlichen zu wahren.
https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/kinderfotos-sozialemedien-paedosexuelle-101.html
PANORAMA (Das Erste), Donnerstag, 22. April 2021, 21.45 Uhr sowie
STRG_F (NDR/funk), Dienstag, 27. April 2021, ab 17.00 Uhr auf dem YouTube-Kanal von STRG_F
Bild: Kinderfasching